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13. Minenstadt Kalgoorlie Boulder

500 km entlang einer Wasserpipeline und vorbei an grenzenlosen (aktuell abgemähten) Weizenfeldern und Buschland sind wir in der Minenstadt Kalgoorlie Boulder gelandet. Mit 30.000 Einwohner die drittgröste Stadt in Westaustralien. Wir waren glücklich, es geschafft zu haben. Denn die letzte Tankstelle vor einer 160 km Tankstellenfreien-Zone hatte leider zu und die Tankanzeige sagte „dit wird eng“.

Q: Was gibt´s denn in dieser Minenstadt zu sehen?

A: Ein Loch. Ein sehr großes Loch. Besser: Eines der größten Bergwerke der Welt. Den SUUUUUPPPPEEEEERRRR PIT!

3,5 Kilometer lang, 1,5 Kilometer breit und 360 Meter tief. Die größten Bagger und Kipplader der Welt sehen darin wir niedliche Spielzeugautos aus. Jährlich werden 28.000 kg Gold (8% der Weltproduktion) mit unglaublichem Aufwand aus diesem krass-großen Loch herausgeholt. 10.000 Sprenglöcher werden monatlich mit je 200 kg TNT gefüllt und geblastet, um das Erdreich zu lockern. 40 Kipplader mit je 1300 PS ächtsen rund um die Uhr, um die Gold-bezogenen Brocken in ein mächtiges Mahlwerk zu bringen. Ein deutsches Mädel am Lookout hat den ersten Eindruck dieses Super Pits mit einem Wort gut auf den Punkt gebracht: „ALTER!“

Der Ton in der Stadt war insgesamt etwas roher. Die Menschen derber. Die Shops ramschiger. Und verwahrloste Aborigines schlenderten planlos oder betrunken wie Geister in dieser Szenerie umher. Einzig schön und besonders die Hauptstraße mit Wildwest-Charme vergangenener Tage. Als noch enthusiastische Männer mit Hüten aus aller Welt in die Stadt strömten, um ihr Glück zu finden.

Auf unserem Campingplatz waren abgesehen von einigen dauercampenden Arbeitern die einzigen richtigen Urlauber. Und dann gab es noch so Typen wie Rob, der seinen Job gekündigt hatte, um tags mit einem Metalldetektor bestückt im Busch nach Gold zu suchen und abends wieder in sein Minizelt auf dem Campingplatz kroch. Der fröhliche Rob hatte einfach keine Lust mehr auf nine to five und suchte ein bisschen Abenteuer. Oder der alte Fred, ein Pilot aus Tasmanien, der mit seinem Flugzeug Güter von und zu den vielen Minen der Gegend fliegtund zwischendurch beim Campen ausspannt. Minenstadt eben.

In dem örtlichen Museum gab es Bilder von damals zu sehen. Lauter „ordentlich“ aussehende Menschen, die in „ordentlichen“ Geschäften einkauften oder behütet über die Straße liefen und so. Es schien uns, als ob das die besseren Tage der Stadt waren. Da brummten die örtlichen Hotel-Kneipen noch und mussten nicht (wie jetzt) mit Bardamen in Unterwäsche dafür werben, mal auf ein Gläschen oder fünf zu verweilen.

Für uns hat sich der Ausflug gelohnt: Geiles Loch! Fette Bagger! Die längsten Roadtrains (LKW mit bis zu vier Hängern hintendran)! Ein Stück „echtes Australien“. Und für Luke gab es noch eine Schatzsuche in echter Minenkulisse als Bonbon.

Ohne die 500 km lange Wasserpipeline gäbe es den ganzen Rummel übrigens nicht, denn zum Goldschürfen braucht man viel Wasser. Das wird seit Neunzehnhundertschnullebacke von Perth aus ins Outback gepumpt. Damals eine Meisterleistung.

Ein weiteres australisches Großprojekt, an dem wir entlang gekommen sind, ist der Rabbit-Proof Fence (engl. für ‚kaninchensicherer Zaun‘). Das war ein Schutzzaun in Westaustralien, um vorwiegend Kaninchen (aber auch andere Tiere) daran zu hindern, sich auf dem dortigen Weide- und Ackerland auszubreiten oder Krankheiten einzuschleppen. Er wurde zwischen 1901 und 1908 erbaut und bestand aus drei Teilzäunen mit einer Gesamtlänge von 3.256 km.

Und Kalgoorlie Boulder strotzt noch mit einem weiteren Special: Hier startet der “Nullarbor Links“, „the World's Longest Golf course". Über eine Strecke von 1.365 Kilometern durchs Nichts führt dieser echt australische 18 Loch-Kurs. Jaja, die Australier lassen sich was einfallen, um bei Laune zu bleiben.

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